Die Klassische Indische Musik (Raga-Musik)
Raga bedeutet Klangfarbe, Gefühl und Stimmung, auch Freude und Genuß. Deshalb heißt es: Das, was (den Geist mit Freude) färbt, ist ein Raga - "Ranjati iti Ragah". In der klassischen indischen Musik werden als Ragas die verschiedenen Tonfolgen bezeichnet, über die der Musiker improvisiert. Die Ragas entsprechen bestimmten Naturgesetzen, die zur Zeit des Vortrages vorherrschen und in den Zuhörern lebendig sind. Deshalb wird ein Raga nicht einfach erfunden, sondern vielmehr als Klang- und Melodiestruktur der Schöpfung im Zustand kristallklarer innerer Wachheit im Bewußtsein geschaut, so wie ein Eroberer einen neuen Kontinent oder ein Biologe eine neue Spezies entdeckt. Somit schlagen sich Tages- und Jahreszeit und die Elemente in den Ragas nieder.
In der klassischen Instrumentalmusik Nordindiens, die auf den Dhrupad zurückgeht, besteht ein Raga aus Alaap, Jod, Jhala und Gat. Der Alaap (wörtlich: Kennenlernen) ist die Einleitung oder das Vorspiel, in dem der Musiker die Töne des Ragas in langsamem, meditativem Spiel vorstellt. Im Jod kommt nun ein Rhythmus hinzu, erst langsam, dann schneller. Den Climax bildet dann Jhala, ein sehr schneller, melodischer Teil. Danach setzen die Trommeln (meist Tabla) ein und es folgen im Gat Kompositionen mit bestimmten Rhythmen (Talas). Auch hier wieder erst in langsamem Tempo (Vilambit) und später in schnellem Tempo (Drut). Es gibt zehn Haupttalas und einige hundert weniger häufig verwendete Talas. Der wohl bekannteste Tala ist der aus 16 (vier mal vier) Schlägen bestehende Teental ("König der Talas").
Maharishi Gandharva-Veda
Da der Ursprung der nordindischen Ragamusik auf die Vedische Hochkultur (ca. 3000 v. Chr.) zurückgeht und wesentlich älter als das heutige Indien ist, hat der indische Heilige Maharishi Mahesh Yogi den Namen Gandharva-Veda für diese Musik vorgeschlagen. Der Mythologie zufolge waren es die Gandharven ("göttliche Musiker"), welche die Ragas von den Göttern zu den Menschen brachten. Später wurden auch die Musiker bei Hofe als Gandharven bezeichnet. In seiner Vedischen Wissenschaft betont Maharishi auch immer wieder die besondere Heilwirkung sowohl für den einzelnen Menschen als auch für die Gesellschaft als Ganze, die von der Ragamusik ausgeht. Sie leitet sich vom Sama-Veda (einem der vier Grundveden) ab und gehört seiner Aussage nach mit zu den therapeutischen Ansätzen des Ayurveda - gleichermaßen wie Meditation, doshagerechte Ernährung, Pulsdiagnose, Pancha Karma etc. "Maharishi Gandharva-Veda" bezeichnet heute auch ein Label, unter dem klassische, nordindische Musik vermarktet wird und Konzerte in aller Welt durchgeführt werden.
Bedeutende Festivals für Klassische Indische Musik
Hindustanische Klassische Musik:
- Swami Haridas Sangeet Sammelan (Mumbai)
- Tansen Sangeet Sammelan (Gwalior)
- The Doverlane Music Conference (Kolkata)
- Sankat Mochan Music Festival (Varanasi)
- Soai Gandharba Music Festival (Pune)
- Harballav Music Festival (Punjab)
- Saptak Festival (Ahmedabad)
Wettbewerbe für junge Musiker
Nationale Wettbewerbe
- All India Radio Competition (Delhi)
- National Scholarship Award (Delhi)
Lokale Wettbewerbe
- The Doverlane Talent Search Music Competition (West Bengal)
- West Bengal State Music Academy Competition (West Bengal)
- Surmani Award (für Gesang und Instrumental - Mumbai)
- Taalmani Award (für Tabla - Mumbai)
- Sringermani Award (für Tanz - Mumbai)
Bedeutende Medien für Klassische Indische Musik
All India Radio
- Graduierungs-System für klassische und semiklassische Indische Musik:
Einstiegsgraduierung ist B (verfällt nach 3 Jahren). B+, A und A-TOP sind von Dauer: eine Aufwertung ist möglich, nicht aber eine Degradierung.
Doordarshan
- Übernahme der Graduierung von All India Radio
- Graduierungs-System für klassischen indischen Tanz
Semi-Klassische Musik
- Thumri: Auf Ragas basierende Stücke (Lucknow, Benaras, Punjab)
- Tappa: geschicklichkeitsorientierte Form der semiklassischen indischen Musik (Punjab, z. T. Benaras)
- Ghazal: Songs in Urdu (Pakistan, Punjab, nördliches Indien)
- Geet/Bhajan: einfache Songs, meist einer Gottheit gewidmet